Vision und Mission

Ursprung

anamed, die "Aktion Natürliche Medizin in den Tropen" wurde 1985 von dem deutschen Apotheker Dr. Hans-Martin Hirt in Verbindung mit afrikanischen Heilkundigen ins Leben gerufen. Im Laufe der Jahre kamen eine große Zahl weiterer engagierter MitarbeiterInnen in vielen Ländern Afrikas und anderer Kontinente hinzu.
1994 ist das Gründungsjahr des in Deutschland eingetragenen Vereins „anamed international e.V.“ mit Sitz in Winnenden bei Stuttgart. Sein Ziel ist die Unterstützung der Aktivitäten von anamed.

Seither wurde

  • ein neues Konzept von Natürlicher Medizin entwickelt.
  • die Herstellung von natürlichen Medikamenten aus tropischen Heilpflanzen erprobt. Reproduzierbare Rezepte wurden gesammelt und ausgewertet.
  • zusammen mit Bindanda M’Pia das inzwischen weit verbreitete Buch „Natürliche Medizin in den Tropen“ geschrieben. Es erscheint bereits in sieben verschiedenen Sprachen.
  • ein weitgefächertes Programm für einwöchige Seminare entwickelt. Diese finden regelmäßig, insbesondere in den Ländern Afrikas statt. Ärzte, Pflegepersonal, Heiler und leitende Persönlichkeiten von Gemeinden erhalten dabei eine Basisausbildung in natürlicher Medizin. Sie werden befähigt, dieses Wissen ihrerseits an andere weiter zu geben.
  • die Anwendung von Tee aus Artemisia annua anamed für die Behandlung von Malaria- und AIDS-Patienten weltweit eingeführt und grundlegend erforscht bzw. wurden solche Forschungen verschiedener Institute massiv unterstützt.
  • anamed zu einer schlanken, praktisch orientierten und effizienten Organisation weiter entwickelt. anamed genießt heute hohes Ansehen innerhalb von Organisationen der Kirche und der Entwicklungshilfe vieler Länder bis hin zu den Regierungen der betreffenden Entwicklungsländer.

Diese Aktivitäten haben inzwischen vielen Tausenden von Menschen in den tropischen Ländern das Leben gerettet. Unzählige Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht und Religion wurden von ihrer Krankheit geheilt.

Die Motivation für unsere Arbeit:

  • Es ist das Ausmaß an Armut und Krankheit, insbesondere in Afrika und Asien. Trotz aller Sonntagsreden und Millennium-Ziele steigt die Armut. Malaria sowie HIV / AIDS nehmen weiter rasant zu, insbesondere in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara.
  • Täglich sterben etwa 5000 Kinder, u.a. an Durchfallerkrankungen. Fast alle dieser Todesfälle könnten durch einfache Vorsorge und Therapie mit Heilpflanzen verhindert werden.
  • Das System der weltweiten Wirtschaftsverflechtungen hat kein Interesse, diese unzureichende Gesundheitssituation zu verbessern. Statt der erforderlichen Hilfe schädigen viele Produkte, die nach Afrika exportiert werden, die Gesundheit der Menschen. Viele Beispiele lassen sich anführen, giftige Cremes zur Aufhellung der Haut, industrielle Getränke mit hohem Zuckeranteil, Werbung für Muttermilch-Ersatz, Export von Giftmüll, Export von Batterien und Elektronikartikel wie Handys, Computer usw ohne Rückgabemöglichkeit.
  • Die großen Projekte der Weltbank und selbst die der Entwicklungshilfe nützen meist nur einer Minderheit. Oft schaden sie sogar der armen Mehrheit. Fördermittel des IWF sind oft verbunden mit Forderungen nach starken Kürzungen im Bereich der öffentlichen Ausgaben, meistens zu Lasten der Ausgaben für Gesundheit und Bildung. Die Welthandelsorganisation eröffnet neue Absatzmärkte überwiegend zum Nutzen des Nordens. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat zwar eine Ausrichtung auf traditionelle Heilmethoden in der Medizin. Durch die Pharmakonzerne scheinen ihr aber die Hände gebunden zu sein mit dem Ergebnis, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird. Das was die Ärmsten zur Gesundheitsversorgung dringend benötigen würden, steht dann nicht zur Verfügung.
  • Die Abwanderung von Wissenschaftlern (sog. brain drain): Afrika liefert Europa und Amerika eine große Zahl hochqualifizierter Menschen, insbesondere Krankenpfleger und Ärzte, während die afrikanischen Länder im Gesundheitswesen personell unterversorgt sind.
  • Die Spezialisierung unter den medizinischen Fachleuten hat deren konstruktiven Dialog weitgehend zum Erliegen gebracht. Oft wird aber gerade diesen Spezialisten die alleinige Verantwortung für die Gesundheit und Gesundung übertragen.
  • Die Mehrzahl der politischen Führungskräfte in Afrika sind an ihrem eigenen Wohlstand und ihrer Machterhaltung weit mehr interessiert als am Wohlergehen ihrer Mitmenschen. Nicht selten profitieren sie von den Gewinnen aus der Besteuerung eingeführter Medikamente und an den eventuell damit verbundenen Schmiergeldern. Dies verhindert die Entwicklung zu einer regionalen Selbstständigkeit.
  • Die sogenannten "Kräfte des Marktes" werden den Ärmsten nie eine gute Gesundheitsversorgung bieten können. Die Natürliche Medizin dagegen zeigt einen Ausweg, indem vor Ort vorhandene Fähigkeiten und Ressourcen genutzt werden.

Biblische Grundlagen

  • „Gott schuf die Welt und sah, dass sie gut war“ heißt es am Anfang der Bibel. Wir erhielten Früchte und Blätter zum Essen und auch zum Heilen. Dem Menschen wurde dabei die "Aufgabe des Verwalters" zugewiesen, also auch die des Mitverantwortlichen. Wir haben dieses Vermächtnis höchst unzureichend erfüllt:
    • Viele Pflanzen und Tierarten sind vom Aussterben bedroht.
    • Der Klimawandel bedroht ganze Ökosysteme und wegen der immer spärlicheren Niederschläge in manchen Regionen das Überleben der Menschen dort.
    • Die meisten Menschen kaufen, auch unter harten wirtschaftlichen Bedingungen lieber industriell erzeugte Nahrungsmittel und Medikamente, anstatt reine Nahrung und Medizin aus der Natur zu verwenden.
  • Die Propheten des Alten Testamentes tadelten die politischen Führer wegen ihres Egoismus und dafür, dass sie sich bereicherten und die Armen vernachlässigten. Genauso schauen die politischen Führer der heutigen Zeit, im Norden wie im Süden, in gleicher Weise wie die internationalen Unternehmen oft nur auf die Gewinne (die teilweise durch ein System von Patenten geschützt werden) und kümmern sich nur selten um das Wohl der Ärmsten.
  • Mit seinem Lebenswandel und Sendungsbewusstsein zeigt uns Jesus einen neuen Lebensstil, der gekennzeichnet ist von der Liebe zu allen Menschen, der Liebe zur Gerechtigkeit und Wahrheit und zum praktischen Handeln.
  • Einen bedeutenden Teil des Sendungsbewusstseins von Jesus stellte das Heilen dar. Er heilte Menschen unabhängig von ihrer sozialen oder politischen Stellung. Er stellte zu jedem „Patienten“ eine persönliche Beziehung her. Und er begegnete ihnen am Tiefpunkt ihrer Nöte. anamed sieht sich ihm und seinem Handeln verpflichtet.

Unsere Vision

Es ist unser Wunsch, dass auch Menschen, die unter einfachsten Bedingungen leben und arbeiten, die Bedürfnisse ihrer Gesundheitsfürsorge durch den Einsatz ihrer eigenen Fähigkeiten und der vor Ort zur Verfügung stehenden Ressourcen zufrieden stellen können. Ganze Familien, Gemeinden und Gesundheitszentren in den Tropen, ja selbst ganze Regionen werden fähig, Verantwortung für ihre eigene Gesundheit zu übernehmen. Sie werden möglichst unabhängig von eingeführten Produkten.

  • Praktisch bedeutet es, dass,
    • jede Gemeinde die ausreichende Versorgung mit sauberem Wasser sicherstellt und dass Toiletten gebaut, benutzt und hygienisch einwandfrei erhalten werden.
    • jedes religiöse Zentrum und jedes Gesundheitszentrum einen eigenen Garten mit Heilpflanzen und Nahrungsmitteln besitzt und bewirtschaftet.
    • viele Menschen Kenntnisse erlangen:
      1. erstens über gesunde Ernährung
      2. über das Herstellen von Natürlicher Medizin aus den Heilkräutern ihrer Gärten
      3. über deren Anwendung zur Behandlung verbreiteter Krankheiten und Beschwerden.
    • die Vermittlung dieser Kenntnisse als allgemeines Bildungsziel in allen Schulen, religiösen Zentren und Gesundheitszentren erfolgt.
    • Ärzte, Pflegepersonal und Naturheilkundige diese "Natürliche Medizin" verschreiben und anwenden. Zwischen ihnen soll ein gut funktionierender Austausch ihrer Fertigkeiten und Erfahrungen stattfinden, wodurch die Effektivität zum Nutzen aller noch gesteigert werden kann.
  • Wir wollen dazu beitragen, dass sich nationale und internationale Netzwerkeentwickeln, welche sich für Natürliche Medizin einsetzen und die Informationen und Erfahrungen hierüber austauschen.
  • Wir wollen erreichen, dass in jedem tropischen Land eine demokratische, auf langfristiges Engagement ausgerichtete und den Zielen und Grundsätzen von anamed verpflichtete Gruppe entsteht.

Unsere Hauptaktivitäten:

  • Wir führen einwöchige Seminare in den Tropen durch. Dabei werden insbesondere Multiplikatoren ausgebildet und lokale Netzwerke für Natürliche Medizin aufgebaut,
  • Auch in Europa führen wir sogenannte Praxisseminare durch, um Verantwortliche, Ärzten, Missionare und Entwicklungshelfer in Natürlicher Medizin auszubilden, ihnen Anregungen, praktische Erfahrungen und zugehöriges Material mit zu geben.
  • Wir nehmen an Kongressen in Nord und Süd teil, um das Wissen über Natürliche Medizin bekannt zu machen bzw. es mit anderen zu teilen.
  • Wir koordinieren und unterstützen Gruppen in den tropischen Ländern, die Natürliche Medizin erforschen und anwenden.
  • Wir erarbeiten Publikationen über Natürliche Medizin und arbeiten ständig an der Aktualisierung,
  • Wir unterstützen landwirtschaftliche und pharmakologische Forschung über Heilpflanzen.
  • Wir fördern die Verbreitung von Artemisia annua und Moringa, insbesondere zur Behandlung von Malaria, AIDS und Unterernährung, den großen Geiseln der 3. Welt.

Unsere Arbeit soll dazu beitragen, dass unsere Vision Wirklichkeit wird. Weltweite Mitarbeit und Unterstützung ist deshalb willkommen!


Wilhelm Förster, Hans-Martin Hirt und weitere Mitarbeiter weltweit
Juli 2011